Geburtsvorbereitung und Geburt

Die Vorbereitung der Geburt eines Kindes mit infauster Prognose können die werdenden Eltern frühzeitig angehen. Zm einen kann es sein, dass diese Schwangerschaft früher endet (z.B. Versterben im Mutterleib), zum anderen vermitteln die Vorbereitungen das beruhigende Gefühl, aktiv etwas für das Ungeborene tun zu können. Dennoch sollte im Kopf behalten werden: keine Geburt ist bis ins Detail planbar, jede ist anders und es können sich dann im Moment neue Umstände ergeben, auf die  flexibel reagiert werden muss. 
Geburtsvorbereitung

Einen konventionellen Geburtsvorbereitungskurs, im Kreise unbelasteter Schwangerer, können sich nur wenige werdende Eltern nach einer infausten Prognose für ihr Kind vorstellen. Es bietet sich dann an, die Geburt gemeinsam mit der betreuenden Hebamme, dem Arzt o.ä. in Einzelterminen vorzubereiten. Es ist grundsätzlich ein beruhigendes Gefühl, gerade bei der ersten Geburt, sich etwas damit befassen zu können. Aber auch ohne Kurs wird dieses Kind auf die Welt kommen, mit Unterstützung der Geburtshelfer. Der weibliche Körper ist dafür geschaffen, ein Kind auf die Welt zu bringen.

Die Wahl des Geburtsortes hängt von den individuellen Bedürfnissen der werdenden Eltern und des Kindes ab. Unerlässlich bei einer palliativ begleitenden Geburt ist, dass ein versierter Arzt anwesend ist, der nachgeburtlich zum einen die Diagnose/Prognose überprüft und im Notfall Unwohlsein erkennen und geeignete Schmerzmedikation für das Kind anwenden kann. Dass palliativ begleitete Neugeborene Schmerzmedikation nach der Geburt benötigen, ist ausgesprochen selten, aber nicht ausgeschlossen (vgl. Konzept). Der Geburtsort wird also in vielen Fällen eine Klinik mit Neonatologie sein (Perinatalzentrum), bei anderen Geburtsorten kann die ärztliche Versorgung nach intensiver Vorbereitung ggf. durch ein spezialisiertes ambulantes pädiatrisches Palliativteam (SAPPV) gewährleistet werden.
Unabhängig davon, wo das Kind geboren wird, sollten die Eltern die Räumlichkeiten und die Atmosphäre nach ihren Wünschen und Bedürfnissen mitgestalten können. Die Geburt ist das Ereignis gemeinsam mit ihrem Kind, die vielleicht einzigen Minuten, die sie mit ihrem lebenden Neugeborenen verbringen können.

Geburtsplan
Um die Wünsche der werdenden Eltern für den Ablauf der Geburt, aber auch für die Behandlung und Versorgung ihres Kindes nach der Entbindung für alle einsehbar zu machen, empfiehlt es sich im Lauf der Schwangerschaft gemeinsam mit dem betreuenden Fachpersonal einen "Fahrplan" zu entwickeln, in dem alle möglichen Szenarien, die eintreten können, gedanklich durchgespielt und schriftlich festgehalten werden. Dies kann helfen, die Gedanken und Vorstellungen zu sortieren, außerdem kann es dazu beitragen, in emotional schwierigen Situationen nicht völlig unvorbereitet schwierige Entscheidungen treffen zu müssen. Auch hier gilt: nichts ist im Detail planbar, der Fahrplan dient aber der Orientierung aller an den primären Wünschen der Familie für die Zeit mit ihrem sterbenden Kind und kann helfen, möglichst nahe an diesen Wünschen zu bleiben.

Ausstattung
Für das Kind wird nach der Geburt  Kleidung benötigt werden. Es kann heilsam und schön sein, Kleidung oder Decke selbst zu fertigen oder liebevoll auszuwählen. Ein Set nach der Geburt, eines für die Beerdigung - doppelt angeschafft dient eines später als Erinnerungsstück. Kuscheltiere, Namenskettchen, eine Spieluhr: es gibt viele Dinge, die auch für dieses Kind fürsorglich vorbereitet werden können.

Fotografie
Bereits in der Schwangerschaft kann ein ehrenamtlicher Fotograf/in kontaktiert werden, der nach der Geburt kostenlos wertvolle Fotografien anfertigt. Diese Bilder sind unbedingt zu empfehlen.  Für die Fotograf/innen ist es von Vorteil, vorab informiert zu sein, so lassen sich die Einsätze etwas entspannter organisieren. Aber auch sehr kurzfristig sind Fotografen verfügbar, also keine Sorge, wenn es vergessen wurde. (LINK)



Geburt 

Der Moment der Geburt hat bei einer palliative begleiteten Entbindung einen besonders hohen Stellenwert. Die Zeit, in der das Kind geboren wird und noch nicht abgenabelt wurde, ist vielleicht die einzige Zeit, die Eltern mit ihrem noch lebenden Kind verbringen können. Diese Zeit ist besonders wertvoll und unwiederbringlich und sollte nicht durch unnötige Maßnahmen verkürzt werden. Wenn möglich, sollte das Neugeborene sofort in die Arme der Eltern und alle weiteren Untersuchungen oder Maßnahmen (falls erforderlich) auch dort stattfinden. Der Körperkontakt und die Förderung der Eltern-Kind-Bindung haben - natürlich bei Wohlbefinden des Kindes - oberste Priorität. 

Eltern-Kind-Bindung
Die Eltern benötigen unbedingt Zeit und Ruhe, um ihr Kind kennenzulernen. Nur wenn eine Bindung zum Kind aufgebaut werden kann, kann auch ein gesunder Abschied stattfinden. Die frühere Annahme, es würde Eltern Leid erspart werden, wenn sie sich ihr verstorbenes Kind nicht anschauen, hat sich als falsch erwiesen.  Es ist dabei aber auch entscheidend wichtig, dass betroffene Familien auf fachkundige und einfühlsame Weise von Fachpersonal vorbereitet, begleitet und unterstützt werden (Kingdon et al. 2015).


Aussehen 


Geschwister