Definition "Palliative Geburt"

"Die Vorstellung, dass man ein nicht lebensfähiges Kind einem grausigen Schicksal ausliefert, wenn man es lebend auf die Welt kommen lässt, ist weder hilfreich noch rational begründet." 
(Garten und von der Hude 2014)*
Das Wort "palliativ" hat seinen Ursprung im Lateinischen: Pallium bedeutet Mantel, woraus sich  ableitet, dass sich alle palliativmedizinischen Maßnahmen wie ein "Schutzmantel" um den schwerkranken Patienten legen (Wermuth, 2010). Die palliative Geburt ist heute, bei sorgfältiger Planung und Begleitung, eine medizinisch sichere und insgesamt heilsame Option, die von Eltern, die ein Kind mit einer lebensverkürzenden Erkrankung erwarten, aus verschiedensten Gründen gewählt und rückblickend positiv bewertet wird (Wool, 2013).

Gerade im Falle einer infausten Prognose ist dies eine Alternative zum Schwangerschaftsabbruch. Eine klinikinterne Studie hat gezeigt, dass Eltern, die das Austragen ihres sterbenden Kindes als gangbares, professionell begleitetes und geplantes Konzept vorgestellt bekamen ("Perinatal hospice"), sich zu 85 % für diesen Weg, als Alternative zu einem Abbruch, entschieden haben (Calhoun et al., 2003)

Infaust: infaustus (lt.): aussichtslos, bedeutet, dass der Zustand des Patienten eine Heilung nicht ermöglicht und mit dem Tod zu rechnen ist. Sollte das ungeborene Kind eine infauste Prognose erhalten, ist es sehr wahrscheinlich, dass es die Schwangerschaft, die Geburt oder die Zeit darauf nicht überleben wird. In Folge dessen müssen auch nicht alle intensivmedizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, sondern das Kind kann seinen Bedürfnissen entsprechend auf seinem Lebensweg (der kürzer, also wenige Minuten, aber auch länger sein kann, bis hin zu Monaten oder Jahren) begleitet werden. Medizinisches Fachpersonal und Eltern sind hier in Bezug auf die rechtlichen Vorraussetzungen bisweilen unsicher, in diesem Zusammenhang finden die Einbecker Empfehlungen Anwendung. Die allermeisten Kinder mit infauster Prognose versterben tatsächlich wenige Stunden nach der Geburt.

Aufgrund der Individualität von Diagnosen und Prognosen kann es keine pauschalen Empfehlungen geben, die für alle Familien angemessen sind. Allerdings hat die langjährige Erfahrung mit Betroffenen sowie Gespräche mit Fachpersonal gezeigt, dass eine palliative Geburt ein sehr heilsamer Weg für die gesamte Familie sein kann, um mit einer infausten Prognose zurechtzukommen.

Für allgemeine Informationen zum Thema empfehlen wir die Lektüre der Broschüre des neonatologischen Palliativteams (klick) am Perinatalzentrum der Charité in Berlin.

*Garten L, von der Hude K (2014): Palliativversorgung und Trauerbegleitung in der Neonatologie. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg, Seite 11